4 Jahre im Haus

Ich würde sagen, aus Tradition heraus beginnen wir mit einem Bild vom Haus:

 

 

Ja, hier grünt es ganz schön und wir haben einen tollen Sichtschutz durch die Pflanzen. Fangen wir doch gleich mal mit dem ersten Update an:

 

1. Der Garten

Wie unser Gärtner vorhergesagt hat, ist nach 1-2 Jahren alles dicht bewachsen und regelmäßig müssen wir etwas zurück schneiden. Den hinteren Teil des Gartens habe ich nicht fotografiert, da hier drei große Flieder dominieren und man kaum noch durch laufen kann. Wir wollten von Anfang an keinen Rasen sondern eher ein Insektenparadies, was uns auf jeden Fall gelungen ist. Doch hinter dem Haus müssen wir für die Zukunft den Insekten etwas Lebensraum nehmen.

Mitverantwortlich für das Wachstum war jedoch auch unser automatisches Bewässerungssystem. Entschieden haben wir uns für ein Gardena System mit Micro-Drip Düsen. Ich empfehle das System weiter, will aber hier nicht näher drauf eingehen. Gerade wenn man verschiedene Bewässerungsbereiche hat und Ventile benötigt, wird das ganze System sehr umfangreich. Nur so viel, man benötigt:

1 Gardena Gateway, 1 Smart Irrigation Control, Ventilbox mit Bereichs-Ventilen, 1 Smart Sensor, 1 Druckminderer für jeden Bereich, 3/4 zoll Schlauch zum Druckminderer, 1 Anschlussdose und für jeden Bereich eine Wassersteckdose, 25mm Schlauch unter der Erde, 13mm und 4,6mm Schlauch über der Erde und zum Anschluss der Sprinklerdüsen. Düsen, Winkelstücke und Tropfer plant man dann je nach Bedarf.

Die Kosten lagen ungefähr bei 1.200€ insgesamt - Doch nun wird permanent die Bodenfeuchte und die Bodentemperatur gemessen und abhängig davon und vom Wetterbericht wird der Garten automatisch bewässert.

 

2. Die Wärmepumpe

Mit der Wärmepumpe sind wir noch sehr zufrieden und auch der 170l Tank reicht uns aus, obwohl wir mittlerweile zu dritt sind. Die Warmwassertemperatur haben wir allerdings zwischenzeitlich auf 55°C gestellt. Das haben wir gemacht, da wir nun eine Photovoltaik Anlage haben und dadurch Strom zu einer relativ günstigen Ressource wurde. Die Erhöhung um 5°C ist auch deutlich spürbar und den Warmwasserspeicher bekommt man durch eine Badewannenfüllung nicht mehr leer.

 

2.1 Wartung der Wärmepumpe

Alle 2 Jahre soll eine Kombi-Wärmepumpe gewartet werden. Wir haben die erste Wartung nach knapp 3 Jahren durchführen lassen und ich finde wir müssen an dieser Stelle mal über so eine Wartung sprechen. Gekostet hat der Spaß etwas weniger als 500€ und der Techniker war bei uns ca. 2 Stunden beschäftigt. In der Zeit hat er den Fehlerspeicher ausgelesen, verschiedene Drücke im System gemessen und das Außengerät gereinigt. Im Gespräch hat sich herausgestellt, dass die WPL17 eine sehr wartungsfreundliche Wärmepumpe sei. Eigentlich müsse man gar nix tun, denn das System überwacht sich komplett selbst und meldet sich wenn etwas nicht in Ordnung ist. Die Reinigung des Außengeräts ist ebenfalls nicht notwendig, da die Einhausung nach unten hin komplett offen ist und dadurch nicht verstopfen kann.

Da stellt sich mir natürlich die Frage, warum wir nun 500€ ausgegeben haben. Ich weiß es nicht, möchte hier jedoch eine Wartung nicht als unsinnig abtun. Wir haben jedoch entschieden, dass dies die letzte Wartung der Wärmepumpe war.

 

2.2 Die Fernbedienung FET

Jetzt wirds spannend. Wir haben die Wärmepumpe um ein Bedienfeld im Wohnraum erweitert - Stiebel Eltron nennt das eine Fernbedienung. Falls ihr noch in der Haus-Planung seid, sprecht mit dem Heizungsbauer und dem Elektriker, dass ihr so eine Fernbedienung wollt. Bei Stiebel sieht das ganze so aus und nennt sich FET:

 

 

platziert haben wir das Gerät im Treppenhaus und man sieht leider, dass es nachträglich installiert wurde. Bei uns war das jedoch zum Glück möglich, da wir zu jeder Unterputz Dose ein Leerrohr gelegt haben und somit hinter dem Lichtschalter des Raumes durchbohren und ein neues Kabel in den Keller legen konnten.

Mit diesem Gerät kann man einige wenige Funktionen der Wärmepumpe bedienen oder z.B. mal kurzzeitig die Wassertemperatur anheben. Das ist jedoch nicht der Grund warum dieses Bedienteil so wichtig ist. Es kann nämlich auch die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit im Haus messen und dadurch wird zum einen die Temperaturregelung optimiert und man kann im Sommer die Bodenkühlung nutzen.

 

Normalerweise regelt die Wärmepumpe nur auf die Außentemperatur. Heißt, je kälter es draußen ist, desto mehr Wärmeenergie wird ins Haus gepumpt. Das ist jedoch gar nicht immer nötig. Manchmal ist es sehr kalt draußen und es scheint die Sonne - Dadurch heizt sich das Haus wunderbar auf und durch dieses Bedienteil wird auch erkannt, dass es im Haus warm ist und die Heizleistung wird gedrosselt.

In der Übergangszeit ist das Gerät auch sehr nützlich. Normalerweise gibt es eine fixe Außentemperatur ab wann zwischen Sommer- und Winterbetrieb umgeschaltet ist. Nehmen wir an, diese liegt bei 14°C - Sobald die gemittelte Temperatur über 24h oder 48h unterhalb 14°C liegt, springt die Heizung an. Das ist sinnvoll wenn es tagsüber wolkige 15°C und nachts 12°C hat, denn dann würde das Haus langsam auskühlen. Oftmals haben wir aber schöne Herbst- und Frühlingstage, an denen es nachts meinetwegen 9°C hat, tagsüber jedoch bei 20°C die Sonne scheint. Dann fällt die gemittelte Temperatur auch unter den Schwellwert und man sitzt in einem Haus mit 23°C und die Heizung läuft. Das alles ist nun nicht mehr der Fall durch dieses Bedienteil, wodurch auch einiges an Energie gespart wird.

 

Ich denke diese 300€ sind gut investiertes Geld und zahlt sich am Ende sogar aus. Die Bodenkühlung ist nämlich ebenfalls sehr effektiv, zumindest in Kombination mit einer Lüftungsanlage mit Bypass, die Nachts kühle Luft ins Haus bringt und einer automatischen Verschattung. So war ja von Anfang an der Plan, dass diese Features im Sommer ausreichen sollen und eine Klimaanlage nicht notwendig ist.

In den beiden vergangenen Sommer hat sich dieses System bewährt. Im Normalfall betrug die Temperatur im Haus um die 23°C -  In seltenen Fällen ging sie auch mal leicht über 24°C, wenn es nachts nicht abkühlte. Aber für uns ist das völlig ausreichend und wenn es draußen über 30°C hat und man kommt ins Haus rein, fühlt man eine angenehme Kühle. Wer jedoch amerikanische Verhältnisse bevorzugt und 21°C das obere Limit sind, wird damit nicht glücklich, das ist klar.

Der Boden wird auch nicht unangenehm kalt - Allerdings nur beim Holzboden. Im Bad haben wir die Fußbodenkühlung ausgeschaltet.

 

3. Die PV-Anlage mit Speicher

 

3.1 Photovoltaik

Nachdem wir 10 Angebote von verschiedenen Solateuren eingeholt haben, entschieden wir uns für einen aus der Region. Er hatte den günstigsten Preis pro kWp und er war der einzige, der uns 17 Module auf die Vorderseite des Hauses und damit auf die Seite, die eher nach Süden geneigt ist, installieren wollte. Das war nicht einfach zu planen, wegen der Dachgaube und ein anderer Solateur meinte, mehr als 8 Module seien nicht möglich. Naja, zum Glück doch, aber man muss wirklich vergleichen.

Bestellt wurde die PV-Anlage im April 2022 - Die Installation erfolgte im Februar 2023. Heißt also, die Förderung, die es aktuell i.H.v. 10.200€ gibt konnten wir nicht mitnehmen.

Wir entschieden uns für einen Solaredge Wechselrichter mit Leistungsoptimierer an den Modulen. Leistungsoptimierer lohnen sich eigentlich nur dann, wenn es zur Teilverschattung des Daches kommt. Wir wollten sie trotzdem, da man so herausfinden kann, ob und wann ein Modul defekt ist und welches der Module ausgetauscht werden muss. Erreicht wird das durch eine Visualisierung aller Module, in der angezeigt wird, wie viel Energie jeweils erzeugt wird. Siehe Bild weiter unten.

Erst mal die Daten der Anlage: Wir haben 36 Module mit mehr oder weniger Ost-West Ausrichtung und insg. 14,6kWp

 

So sieht das ganze aus und man sieht auch die bisher erzeugte Energie jedes einzelnen Moduls. Es gibt 2 Module, die man ohne Optimierer hätte nicht installieren dürfen, da ansonsten die Leistung des schwächsten Moduls im String die Leistung insgesamt begrenzen würde. Das wäre das Modul 1.0.35, was durch die Gaube verschattet wird und das Modul 1.0.18, was durch die Wetterstation etwas Schatten abbekommt.

Die Module 1.0.13 und 1.0.28 performen am besten, da diese eine ziemlich gute Südausrichtung haben. Der Unterschied zu Ost- oder Westausrichtung finde ich allerdings weniger gravierend als erwartet.

 

Hier eine Darstellung was die Anlage produziert in einer schönen Sommerwoche:

 

Der 13.06. war der beste Tag aus Photovoltaik Sicht für uns und wir haben an einem einzigen Tag 93,9kWh produziert. Davon wurde natürlich fast alles ins Netz eingespeist, da wir erst seit Ende August einen Speicher besitzen.

Wie ein relativ guter Tag mit dieser Ost-West Konfiguration aussieht, seht ihr an diesem Beispiel. Hier wurden am 04.09.2023 66kWh produziert:

 

 

Schön zu sehen, dass früh morgens, kurz nach Sonnenaufgang, schon relativ viel Leistung zur Verfügung steht. Der Sonnenaufgang war in Heimsheim am 04.09. um 6:45Uhr und bereits um 7:30Uhr hatten wir eine Leistung von 3kW.  Für die Autarkie ist eine Ost-West Ausrichtung deutlich besser, als eine reine Süd-Ausrichtung. Hier die Kurve diesen Tages mit unserem Verbrauch und dem Ladestand der Batterie:

 

 

Okay, der Speicher ist natürlich relativ schnell voll und bleibt den Tag auch fast komplett auf 100%. Das war zu erwarten, doch wenn man sich die Batterie weg denkt, sieht man auch, dass sicherlich über 50% unseres Verbrauchs (hier in Rot) direkt durch die PV-Anlage gespeist wurde.

Ich denke die Überleitung passt gerade gut um zur Batterie zu wechseln.

 

3.2 Der Batteriespeicher

Wir haben uns für ein AC-Seitig gekoppeltes 48V System entschieden. Ein Grund für dieses System ist, dass man es leicht selbst installieren kann. Auf das Dach zu klettern für die Modulmontage war mir zu gefährlich, aber im Keller ein Speicher zu installieren ist relativ einfach. Zumindest einfacher, als die ganze Hauselektrik zu machen, die wir ja auch in Eigenleistung installiert haben. Das schwierigste beim Speicher ist eigentlich nur das Eigengewicht. Eine Tesla Powerwall 2 schied zum Beispiel alleine wegen des Gewichts von 100kg aus. Aber auch die NMC Zelltechnologie und die mangelhafte Reparierbarkeit macht die Powerwall relativ ungeeignet als Speicher im Haus. Der Preis spielte natürlich auch eine Rolle - Wobei die Powerwall nur etwas teurer als unser System ist - Unser Solateur ist Senec Partner und er bot uns einen 12kWh Speicher für 15.000€ an. Das kam natürlich nicht in Frage, zumal Senec auch auf NMC Zellen setzt. Brandgefahr und Lebensdauer sind die entscheidende Nachteile der NMC Zellen.

LFP Zellen haben den Nachteil, dass sie sehr groß sind und die 48V Spannungsebene hat den Nachteil, der höheren Verluste gegenüber einem HV Speicher. Um es zusammen zu fassen: Den perfekten Speicher gibts noch nicht.

 

 

Ihr seht hier drei Victron Multiplus II Wechselrichter mit einer Gesamtleistung von 15.000W und zwölf Pylontech US2000C mit einer Bruttokapazität von 28,8kWh. Wofür braucht man das? Letzten Endes fanden wir die Notstromfähigkeit gut und ich tat mir schwer mit der Installation einer Wallbox die mit PV-Überschuss lädt. Die Geräte sind teilweise sehr teuer - Bei Victron muss man mit ca. 1000€ rechnen - und/oder man bekommt ein drittes System ins Haus, was dann mit der Victron Leistungsmessung und dem SolarEdge PV-Wechselrichter irgendwie zusammen arbeiten muss. Das geht, kann man machen! Oder man installiert einen großen Speicher mit hoher Leistung - Dann ist es auch egal wann man das Auto einsteckt.

Das Problem mit einem kleinen Speicher wäre: Meist hat man "nur" 5kW Leistung. D.h. wenn die 11kW Wallbox Strom zieht, muss man mehr als die Hälfte des Stroms vom Energieversorger teuer einkaufen und ein kleiner 10kWh Akku wäre auch relativ schnell leer. Ob das den Kauf eines derart großen Akkus rechtfertigt bzw. ob sich das finanziell lohnt, sei mal dahingestellt. Wahrscheinlich eher nicht.

 

Aber betrachten wir mal das Gesamtergebnis für den Monat September in 2023:

 

 

So was sehen wir hier?

1. Wir haben im Monat September 626kWh Strom verbraucht, was bei 32cent/kWh etwa 200€ gewesen wären

2. Tatsächlich haben wir nur 7,3kWh vom Netz bezogen was etwa 2,30€ entspricht - Obwohl der Akku nie leer war, muss man mit grob 0,3kWh pro Tag rechnen, die vom Netz bezogen werden aufgrund der "trägen" Regelung

3. Wir haben 762kWh ins Netz eingespeist, was bei 7,1cent/kWh 54€ sind, die wir vom Netzbetreiber bekommen

4. Unser Stromverbrauch wurde zu 66% direkt von der PV-Anlage gedeckt. Die restlichen 34% kamen von der gespeicherten Energie im Akku

5. In den Akku gingen 294kWh rein, aber nur 205kWh raus - Was einem Wirkungsgrad von 70% entspricht

 

Unterm Strich haben wir im September ein Plus von 51,70€ gemacht.

Ohne Akku hätten wir 294kWh (20,87€) mehr eingespeist, aber auch 205kWh (65,60€) mehr vom Netz bezogen -> Wäre immer noch ein Plus gewesen, aber nur von 6,97€. Man sieht sofort, dass sich ein Akku nicht rechnet, sofern jeder Monat wie der September wäre. Wir können gespannt sein, wie die Rechnung nach einem Jahr aussieht.

 

Kommen wir zum Wirkungsgrad. Der ist deshalb so niedrig, weil gut 98% der Energie, die aus dem Akku kam, in der Nacht für die Grundlast benötigt wurde. Das sind bei uns etwa 250W. Bedeutet, jeder Wechselrichter liefert in der Nacht mehr oder weniger konstant 80W.

Hier sieht man die Effizienzkurve der Wechselrichter:

 

Bei 80W sind das grob 76% und hinzu kommen die Verluste beim Laden des Akku, die zwar deutlich geringer sind, da meist mit mehreren hundert oder sogar tausend Watt geladen werden, aber in der Summe kann man bei dieser Nutzung nicht mehr als 70% insgesamt erwarten. Ein Einphasiges System wäre also deutlich effizienter.

Die Folge ist, dass der Keller nun der wärmste Raum im ganzen Haus ist - Hier hat es permanent 26°C

 

So das war es im Groß und Ganzen mit den Neuerungen seit dem letzten Post. Wir sind immer noch zufrieden mit dem Haus und die Schandflecken von den Kollegen Witzbold & Co sind immer noch präsent. Schaut gerne wieder vorbei, es wird aber ein Weilchen dauern bis zum nächsten Blogeintrag.